Das war es. Schluss, aus, vorbei. Das Jahr 2020 ist Geschichte. Nun gut. Fast. Noch wenige Stunden trennen uns vom neuen Jahr, das – so hoffen viele – viel besser werden soll als das alte Jahr. Ein Jahr, das endlich wieder so wird wie vorher. Vor Corona. Ja, sprechen wir es ruhig aus. CORONA. Besser gesagt: das Virus SARS-CoV-2, das uns das ganze Jahr versaut hat. Aber ist dem wirklich so? Und soll unser Leben tatsächlich wieder so werden wie vor Corona?

Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Das Jahr fing schon nicht gut an. Ok, gut, wir waren über Silvester in meiner Lieblingsstadt in Europa, Lissabon. Wir sind geflüchtet aus Berlin. Berlin ist schrecklich zwischen den Jahren. Pünktlich nach Weihnachten rennen gefühlt alle in die Läden, um sich mit Silvester Knaller und Feuerwerk einzudecken. Ich kann dem nichts abgewinnen und dem damit verbundenen Lärm auch nicht.

 

 

Silvester in Lissabon

So war der Plan geboren, dieses Jahr Silvester in Lissabon zu verbringen. Und ja, Lissabon ist toll zu Silvester. Es gibt ein zentrales Feuerwerk auf dem Praca do Comércio, das dauert 20 Minuten und dann ist es vorbei. Kein Geknalle vorher und nachher und vor allem keine Szenen wie in Berlin, von denen man annimmt, man befindet sich im Krieg. Lissabon ist ruhiger an Silvester, Weihnachten steht hier eher im Mittelpunkt, die Stadt ist entspannt und so sind es auch die Menschen.

Aber schon an Silvester merkte ich einen kleinen Infekt in mir aufsteigen. Und es kam wie es kommen musste, zurück in Berlin an meinem ersten Arbeitstag (es war der 6. Januar) machte ich vom Büro direkt wieder kehrt und fuhr nach Hause. Kaum dort angekommen, hatte ich Fieber und fühlte mich wie einmal durch den Fleischwolf gedreht. Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Husten. Ein grippaler Infekt. Oder Grippe. Ich weiß es nicht. So krank habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Eine kleine Erkältung hier und da, aber eine Grippe mit Fieber. Nee, das kannte ich vielleicht noch aus meiner Kindheit.

So fing also mein Jahr 2020 an.

Silvester in Lissabon

Ausblick auf Lissabon

 

Dann kam der Februar. Mein Geburtsmonat. Wir feierten wie immer mit der Familie Geburtstag. Nichts großes, aber ein nettes Beisammensein. Keiner ahnte, dass dies der letzte Geburtstag in diesem Jahr war, den wir in dieser Form feiern würden. Aber vereinzelt hörte man schon von der mysteriösen Lungenkrankheit aus China. Das war weit weg und betrifft uns nicht.

Dann kam der März. Die weltgrößte Reisemesse stand auf dem Plan. Die ITB wurde abgesagt. Wahnsinn. Aber warum? Ist doch alles nicht so schlimm. Alle Termine wurden abgesagt. Vereinzelt traf man sich dann doch, entweder online oder persönlich in kleinem Kreis. Einem meiner Gesprächsteilnehmer schüttelte ich die Hand bei der Verabschiedung nach dem Gespräch. Ist doch nichts. Dies war an einem Freitag.

 

Arbeiten aus dem Home Office

Am Montag darauf kam ich in die Firma, die letzten Tage hatte ich wegen der ITB Urlaub genommen. Große Aufregung. Es hieß, ab morgen müssen alle Kolleginnen und Kollegen ins Home Office. Home Office? Echt? Ich habe das zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht so begriffen. Es war eine so komische Stimmung zwischen „Cool, Home Office.“ und „Öhm, was geht denn hier ab?“ Gott sei Dank war Home Office in meiner Firma nicht neu und so gab es keine größeren Umstellungsprobleme.

Ich habe mich schnell im Home Office eingewöhnt, besser noch: ich liebe es inzwischen. Keine langen Fahrten durch den Berliner Dschungel, mehr Freizeit und meine Ruhe bei der Arbeit. Und so saßen wir dann ganze 3 Monate komplett im Home Office.

Arbeiten im Home Office

Hier arbeite ich fleißig im Home Office

 

Sommer in Berlin

Mitte Juni wagte mein Arbeitgeber dann einen Vorstoß. Wir durften wieder ins Büro. Aber nicht alle. Nur zu 50% durften die Büros wieder besetzt sein. Es gab eine Einteilung in 3 Gruppen. A, B und C. Jeder Gruppe durfte nur an bestimmten Tagen ins Büro. Gruppe C war für die Kolleginnen und Kollegen vorbehalten, die der Risikogruppe angehören. Kollegen aus der Gruppe A und B durften nicht an dem Tag der Gruppe C ins Büro. Es mussten Masken in den Gemeinschaftsräumen getragen werden, quasi überall, außer am eigenen Arbeitsplatz. Das Angebot, wieder ins Büro kommen zu dürfen, nutzten nicht sonderlich viele.

Strandbad Grünau

Sommer im Strandbad Grünau

Wandern in den Köpenicker Wäldern

Wandern in den Köpenicker Wäldern

 

Reise nach Bayern und Österreich

Der Juni war auch der Monat, in dem ich das erste Mal wieder auf Reisen ging. Zwischendurch erkundete ich zwar die umliegenden Wälder und Wanderwege in Grünau, weiter weg kam ich verständlicherweise nicht. Der Juni stand im Zeichen von der Reise nach Bayern. Ich liebe Bayern zwar, habe dort auch schon gelebt und bin immer noch verzückt, wenn ich die bayerische Landschaft sehe. Aber es war eine kleine Tortur. Gefühlt die halbe Welt war genau dort, wo ich war. Das ist verständlich, war Deutschland doch zu dieser Zeit das Reiseziel Nummer 1. Leider war schon dort erkennbar, dass viele Menschen sehr rücksichtslos unterwegs sind. Rücksichtslos mit ihren Mitmenschen und auch mit der Natur. Ein erholsamer Urlaub war das nicht.

Urlaub am Achensee

Urlaub am Achensee

Urlaub in Bayern

Urlaub in Bayern

 

Tagesausflüge nach Göttingen und in den Harz

Der Juli war der Monat, in dem wir kurz durch Göttingen und den nahen Harz gefahren sind. Nicht lang, nur 2-3 Tage. Als Urlaub konnte man das allerdings auch nicht bezeichnen, eher „mal rauskommen“. Auch hier, ganze Deutschland unterwegs im Harz und dementsprechend voll, eng und unentspannt ging es zu. Inzwischen wurden in der Firma die Gruppenregelung aufgeweicht, Gruppe C musste weiterhin unter sich bleiben. Jeder musste sich vor dem Gang ins Büro einen Arbeitsplatz „buchen“, denn nicht alle Arbeitsplätze waren verfügbar. So konnte sicher gestellt werden, dass nicht zu viele Kolleginnen und Kollegen auf einmal im Büro waren und auch Abstand einhalten konnten.

Wernigerode im Harz

Wernigerode im Harz

 

Unterwegs als Tester am Flughafen BER

Ende Juli hatte ich die Gelegenheit, den – inzwischen nicht mehr allzu – neuen Flughafen in Berlin zu testen. Dieser hat nun endlich nach vielen langen Jahren der Verzögerung tatsächlich eröffnet. Man mag es kaum glauben. Nur zu schade, dass ich noch keine Reise von dort starten konnte. Was nicht ist, kann aber bald sein. Auf meinem Rundgang als Komparse im Vorfeld der Eröffnung konnte ich den Flughafen allerdings auf Herz und Nieren testen. Für mein Empfinden ist er ziemlich klein und beengt, aber momentan wird ein allzu großer Flughafen aufgrund der geringen Auslastung aufgrund der Corona Situation nicht benötigt.

Komparse am Flughafen BER

Als Komparse am Flughafen BER unterwegs

 

Kurztrip nach Lübeck

Im September machten wir einen kurzen Ausflug nach Lübeck. Was für eine schöne Stadt und definitiv eine weitere Reise wert. In der schönen Hansestadt war es etwas entspannter und auch nicht allzu voll. Ich komme auf jeden Fall noch mal wieder, wenn die Corona Situation entspannter sein wird. Das Lübecker Marzipan und die vielen leckeren süßen Köstlichkeiten werden auf jeden Fall ein starker Magnet sein.

Kurztrip nach Lübeck

Wahrzeichen von Lübeck – das Holstentor

 

Herbst in Berlin

Die übrige Herbst-Zeit habe ich wie die meiste Zeit im Jahr in Berlin verbracht. Vor allem hier am Stadtrand gibt es so viele schöne Ecken, die es zu entdecken gibt. Der Bezirk Treptow-Köpenick ist hierbei der flächengrößte Bezirk Berlins und besteht zu einem großen Teil aus Wäldern und Seen. Hier liegt sogar der größte Berg Berlins. Ja, Berge gibt es auch in Berlin, wenn auch sehr, sehr kleine. Die Müggelberge sind allerdings ein beliebtes Ausflugsziel, auch und im Besonderen bei den Berlinern.

Herbst in Berlin

Herbst in Berlin

 

Das war tatsächlich mein Reisejahr 2020. Dabei standen so viele tolle andere Reisen auf meinem Plan für 2020. Nach Schottland sollte es eine Woche mit dem Auto durch die Highlands gehen. London stand sogar zweimal auf dem Plan. Ich hatte mich schon so auf meine zwei Musicals gefreut, für die ich schon Tickets gekauft hatte. Portugal stand ebenfalls wieder auf dem Plan. Und endlich auch mal wieder Binz. Wie heißt es so schön. Das war ein Satz mit x.

Ja, traurig, dass die Reisen alle ausfallen mussten. ABER: so platt es auch klingt, meine und unsere Gesundheit und auch die unserer Mitmenschen war mir und uns immer wichtiger. Ich hatte und habe weder Lust darauf, mich mit dem Corona Virus anzustecken, noch möchte ich dafür verantwortlich sein, dass durch meine Nachlässigkeit sich jemand bei mir anstecken könnte.

Tagesausflug nach Mittenwalde

Tagesausflug nach Mittenwalde in Brandenburg

Tagesausflug in den Spreewald

Tagesausflug in den Spreewald – mit Quark und Kartoffeln

Ausflug an den Stechliner See

Ausflug an den Stechliner See

 

Fotoparade 2020

Dieser Artikel ist auch, aber nicht nur, im Rahmen von Michaels Fotoparade entstanden. Dieses Mal gab es keinerlei Vorgaben für den Beitrag… und ich habe mich daran gehalten.

Ich habe eben allerdings gesehen, dass es nachträglich nun doch einige Kategorien für die Fotos gibt. Zu spät. 🙂

 

Frohes neues Jahr

Ich könnte nun einen weiteren Artikel lang über das Corona Virus schreiben, Wie furchtbar alles ist und, dass alles endlich wieder normal werden soll. Das mache ich allerdings nicht. Denn: mal ehrlich, es wird nie wieder so werden wie vor Corona. Und das ist auch gut so, sagte schon ein ehemaliger Berliner Bürgermeister. Wobei das kein Qualitätsmerkmal für den Spruch sein kann, aber auch das ist wieder ein anderes Thema. Kein Tag ist so wie gestern und kein morgen wird wieder so sein wie vorgestern. Das war schon immer so (noch so ein blöder Spruch, aber wahr). Warum sollten wir uns dann die Vor-Corona Zeit zurückwünschen?

Lasst uns doch nach vorne blicken oder zumindest ein klein wenig zurück, um festzustellen, was wir (die gesamte Welt) in dieser Zeit alles auf die Beine gestellt haben. Das Arbeiten wird sich sicherlich aufgrund der gemachten Erfahrungen der letzten Monate verändern. Das Reisen auch. Ich denke, dass wir hier alle etwas bewusster unterwegs sein werden. Das schnelle Konsumieren von Reisen und Erlebnissen wird es so nicht mehr geben. Meine Vermutung.

Die Wissenschaft hat in Rekordzeit einen Impfstoff entwickelt bzw. zur Marktreife gebracht. Hätte das jemand vorher für möglich gehalten? Ich bin froh, dass wir in einem Land und in einer Zeit zu leben, in dem und in der das möglich ist. Ich freue mich auf das Jahr 2021. Ich bin zwar noch sehr zurückhaltend, was meine Reiseplanungen angeht, aber ich bin überzeugt, dass wir bald wieder entspannt und unbesorgt reisen können. Wenn auch vielleicht in einer anderen Art und Weise.

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