200 Jahre alt wäre er dieses Jahr geworden, der gute Theodor Fontane.
200 Jahre Fontane: Ein stattliches Alter und daher ein guter Anlass, um es gebührend zu feiern. 2019 ist das Fontanejahr in Brandenburg, noch bis Ende des Jahres finden viele Veranstaltungen zu Ehren Theodor Fontanes über das gesamte Land Brandenburg statt.
Aus diesem Anlass machte ich mich auf den Weg nach Brandenburg an der Havel, um den Spuren des bekanntesten und bedeutendsten deutschen Dichters des 19. Jahrhunderts zu folgen.
Inhaltsverzeichnis
Wer ist Theodor Fontane?
Theodor Fontane, der eigentlich Heinrich Theodor Fontane hieß, wurde am 30. Dezember 1819 in Neuruppin geworden und war der bedeutendste deutsche Dichter im 19. Jahrhundert. Die heutige Kreisstadt Neuruppin liegt ca. 70 km nördlich von Berlin und ist nicht nur Fontanes Geburtsstadt, sondern auch meine.
Die Neuruppiner sind natürlich wahnsinnig stolz auf ihren berühmten Sohn und haben ihm nicht nur ein Denkmal gewidmet sondern anlässlich seines 200. Geburtstag Ampelmännchen in Form Fontanes Gestalt installiert. Solltest du also mal in Neuruppin sein, achte doch auf die Ampeln und entdecke das Fontane Ampelmännchen.
Dabei mochte Fontane seinen Geburtsort nicht sonderlich, vermutlich auch, weil er bereits mit 7 Jahren wegzog und keine besondere Bindung zu Neuruppin hatte. Wenn Fontane nicht gerade auf seinen Reisen unterwegs war, wohnte er größtenteils in Berlin, wo er am 20. September 1898 verstarb und seitdem auf dem Französischen Friedhof begraben liegt.
Genauso wie sein Vater verdiente sich Theodor Fontane seinen Lebensunterhalt zunächst als Apotheker. Danach nahm er Stellungen als Reiseschriftsteller, als Journalist für diverse Zeitungen, Theaterkritiker und auch Kriegsberichterstatter an. Und natürlich ist er als Dichter und Romanverfasser bekannt. Seine bekanntesten Werke sind „Effi Briest“, „Der Stechlin“, „Frau Jenny Treibel“ und die „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.
Wo liegt Brandenburg an der Havel?
Brandenburg an der Havel ist nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, die Hauptstadt vom Land Brandenburg. Aber immerhin ist die Stadt Brandenburg an der Havel die älteste Stadt in der Mark Brandenburg, sie wurde 929 erstmalig erwähnt. Heute besteht sie aus drei Teilen, der Altstadt, der Neustadt und der Dominsel mit dem Dom zu Brandenburg.
Brandenburg an der Havel liegt ungefähr 80 km westlich von Berlin und ist perfekt an das Verkehrsnetz angeschlossen. Mit dem Regionalexpress gelangt man in ca. 50 Minuten vom Berliner Hauptbahnhof zum Hauptbahnhof in Brandenburg an der Havel.
Mit ihren ungefähr 73.000 Einwohnern ist Brandenburg an der Havel heute nach Potsdam und Cottbus die drittgrößte Stadt im Land Brandenburg. Durch ihre hervorragende Infrastruktur mit Verbindung zur Autobahn, diversen Bundesstraßen und der Bahnlinie war sie nicht nur früher eine erfolgreiche Industriestadt, sondern macht sich auch heute einen Namen damit. So haben sich zum Beispiel die Heidelberger Druckmaschinen und der Automobilzulieferer ZF dort angesiedelt.
Aber auch die Lebensqualität ist durch den hohen Anteil an Natur sehr hoch. Das Stadtgebiet besteht zu 20 % aus Wasser- und zu 30 % aus Waldflächen. So erfährt Brandenburg an der Havel zum Beispiel immer mehr Beliebtheit bei den Berlinern, die gerne nach Brandenburg ziehen. Ganze 10 % der Stadtbevölkerung pendeln zur Arbeit nach Berlin.
Was hat Theodor Fontane mit Brandenburg an der Havel zu tun?
Nicht viel.
Fontane lebte seinerzeit in Berlin und hatte gerade durch seine Kontakte im Künstlerverein „Tunnel über der Spree“ in Berlin oft die Möglichkeit, zu verreisen. Übrigens: zu seinen Anfangszeiten im Künstlerverein hatte er sich den Pseudonym „Lafontaine“ zugelegt, wie mir Historiker Frank Brekow erzählte.
Einer seiner Freunde wohnte zu dieser Zeit in Plaue an der Havel, das heute zu Brandenburg an der Havel gehört. So reiste Theodor Fontane häufig mit dem Zug von Berlin nach Brandenburg und von dort weiter nach Plaue zu seinem Freund Carl Ferdinand Wiesike.
In Plaue philosphierte man bei einem guten Glas Wein (denn ein Verwandter von Carl Ferdinand Wiesike betrieb in der Stadt eine Weinhandlung) über Gott und die Welt. Zwischen 1874 und 1880 war Fontane insgesamt 8 mal in Plaue zu Besuch. Zu gerne, wie er in seinen Notizen beschrieb, hätte er Brandenburg an der Havel allerdings öfter besucht und über sie schreiben wollen. Er kam nur leider nie dazu.
Schauen wir uns mal die Stationen genauer an, an denen Fontane vorbei gekommen ist und folgen seinen Spuren.
Der Bahnhof in Brandenburg an der Havel
Der Bahnhof war die erste Station auf dem Weg nach Plaue. So fuhr Fontane von dort mit der Droschke über die heutige Jahrtausendbrücke vorbei an der St. Johanniskirche und dem Plauer Torturm.
Die Jahrtausendbrücke und das Heinrich-Heine-Ufer
Die Jahrtausendbrücke verbindet die Altstadt mit der Neustadt und existierte bereits zu Fontanes Zeiten. Ihren Namen erhielt zu allerdings erst nach ihrem Neubau und der Fertigstellung im Jahr 1929, als diese zum 1.000-jährigen Bestehen der Stadt eingeweiht wurde. Zu beiden Ufern der Jahrtausendbrücke lässt es sich gut entlang schlendern oder einen Kaffee im Brücken-Café einnehmen. Von hier fahren ebenfalls viele Ausflugsschiffe zur Seenrundfahrt ab.
Plaue an der Havel
In Plaue an der Havel angekommen, verweilte Theodor Fontane gerne in der Villa seines Freundes Wiesike. Anlässlich des Fontane-Jubiläums hat der Förderverein Schlosspark Plaue liebevoll einen Fontane Rundweg angelegt, der Fontanes Besuch in Plaue nachvollziehbar machen soll. Das Plauer Schloss, das nach dem 2. Weltkrieg stark beschädigt wurde, wurde erst wieder ab 1966 für eine Sprachenschule genutzt.
Leider sieht man dem Schloss auch an, dass es zu DDR Zeiten durch den Einheitsputz stark verändert wurde. Nach der Wende verfiel es leider mehr und mehr. Seit dem Jahr 2011 gibt es nun einen neuen Besitzer, der das Schloss nach und nach sanieren möchte. Derzeit sind Teile des Schlosses bereits saniert und werden als Ferienwohnungen genutzt.
Plaue an der Havel hat mir sehr gefallen, mit seinen ca. 2.500 Einwohnern kommt es zwar etwas verschlafen daher, aber der Schlosspark mit dem Fontane Rundweg und die Uferpromenade an der alten Havelbrücke haben es mir angetan. Viel Trubel darf man hier nicht erwarten. Perfekt für Naturfans und Ruhe Suchende, denn hier lässt es sich entspannt bei Currywurst und Kuchen im Liegestuhl entspannen und dem Treiben auf der Havel zusehen.
Fontane Rundweg
Auf dem Fontane Rundweg, der teilweise durch den Schlosspark geht, sind 11 Stationen eingerichtet worden, die Stationen Fontanes nachempfinden sollen. Teile des Havel-Radweges gehen ebenfalls durch den Schlosspark und den Fontane Rundweg, so dass hier auch des Öfteren Radfahrer vorbei kommen.
Stationen des Plauer Fontane Rundweges:
- Alte Havelbrücke
- Wiesike-Villa
- Wiesike-Grab
- Schloss Plaue
- Fontaneort
- Tontaubenschießstand
- Engeltor
- Pfarrkirche Plaue
- Zum Deutschen Haus
- Ehemaliges Rathaus
- Adler-Apotheke
Für Gruppen sind Führungen über den Fontaneweg nach vorheriger Anmeldung möglich. Du kannst aber auch individuell den Weg entlang laufen. Hierfür wurde auch eigens eine App erstellt, die dich über den Weg leitet. Zusätzlich vermitteln Schautafeln an jeder Station Wissenswertes zu Fontane. Unterwegs werden dir auch immer wieder Kunstwerke begegnen, die im Rahmen des Jubiläums 200 Jahre Fontane von ansässigen Künstlern erschaffen wurden.
Die App kannst du hier herunterladen:
Einkehrmöglichkeiten in Plaue an der Havel
Neben dem Schloss befindet sich die Schlossschänke, wo du dich mit Kuchen und Herzhaftem versorgen kannst. Der Biergarten dazu liegt mit perfektem Blick auf die Havel. Hier lässt es sich auf jeden Fall schön entspannt sitzen. Die Torten waren sehr lecker. Kein Wunder, denn die Betreiberin der Schlossschänke ist Konditormeisterin und versteht ihr Handwerk. Ich kann mir gut vorstellen, hierher wieder zu einem Ausflug zurückzukommen, denn die ruhige Atmosphäre hat mir sehr gefallen.
Neben der Schlossschänke befinden sich dort am Havelufer noch ein Fisch Verkaufswagen sowie ein weiterer Imbiss Stand. Ganz relaxt fand ich die Liegestühle mit Sonnenschirmchen, an denen ich sitzen konnte. Herrlich… und dann noch der Blick auf die Havel und die vorbeiziehenden Boote. Es war ein Traum.
Auf dem Gelände, und ich muss das extra erwähnen, da ich Toiletten eigentlich immer suche und benötige, befinden sich sehr saubere und freundliche gestaltete Sanitäranlagen.
Dom in Brandenburg an der Havel
Forscher vermuten, dass Theodor Fontane auch am Dom in Brandenburg an der Havel vorbei gekommen ist. Der Dom liegt auf der Dominsel zwischen dem Betzsee und der Havel, welche der älteste Teil von Brandenburg an der Havel ist. Aber nicht nur liegt der Dom im ältesten Teil der Stadt. Nein. Er ist auch der älteste Dom überhaupt im Land Brandenburg, der in der Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut wurde.
Die Tortürme in Brandenburg an der Havel
Die Tortürme sind ein beeindruckendes Überbleibsel aus der mittelalterlichen Stadt. Umgeben mit einer Stadtmauer, die heute noch teilweise erhalten ist, und fünf Stadttoren waren die Tortürme zum Schutz dieser Anlagen vorgesehen. Die 4 Tortürme kannst du heute allerdings nur von außen besichtigen. Aus baurechtlichen und Denkmalschutz Gründen können die Türme leider nicht geöffnet werden.
Allerdings besteht einmal im Jahr dennoch die Möglichkeit, auch mal das Innere der Tortürme zu begutachten. Denn an jedem 2. Septemberwochenende findet in Brandenburg an der Havel der Türmetag statt. Mehr Infos gibt es hier.
Restauranttipps für Brandenburg an der Havel
- Modern & lecker: Werft, Hauptstr. 77, 14776 Brandenburg, täglich ab 11.00 Uhr geöffnet, Dienstag Ruhetag
- Urig und rustikal: Kartoffelkäfer, Steinstr. 56, 14776 Brandenburg, täglich ab 11.00 Uhr geöffnet
- Italienisch und mit tollem Ausblick von der Terrasse: Ristorante Totò, im Fontane-Klub, Ritterstr. 69, 14770 Brandenburg, täglich von 11.00 bis 23.00 Uhr geöffnet, Montag Ruhetag
Barbara
17. August 2019 11:58Hallo Daniela,
Du stammst auch aus Neuruppin?! Ich war da im April oder Mai 1989 und glaube, damals gab’s noch keine Fontane-Ampelmännchen, aber damals wurde mir auch schon begeistert über Fontane erzählt. Nach Brandenburg oder Plaue habe ich es leider noch nie geschafft. Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg habe ich vor langer Zeit gelesen und wollte da eigentlich immer mal für einige Tage hin, um mich umzuschauen. Dein Beitrag ist super mit klasse Fotos und er macht richtig Lust darauf, das alles zu erkunden!
Liebe Grüße
Barbara
Daniela Wiese
17. August 2019 20:37Hallo Barbara,
die Neuruppiner lieben „ihren“ Fontane. Kein Wunder, dass man dir so begeistert von ihm erzählt hat. 🙂 Vielleicht schaffst du es ja einmal in die Gegend und kannst seine Wanderungen nach erleben. Es ist auf jeden Fall spannend.
LG Daniela
Tanja
18. August 2019 12:24Liebe Daniela,
ein sehr schöner Bericht. Ich bin in den letzten Jahren auch immer wieder verstärkt in Brandenburg unterwegs.
In Brandenburg an der Havel war ich aber tatsächlich noch nicht. Sieht so aus, als sollte ich das mal auf meine Liste setzen. Cooler Tipp übrigens mit der Theaterwanderung im August. So etwas finde ich absolut spannend. Ich merke mir das gleich mal vor.
Viele Grüße
Tanja
Elena
30. August 2019 19:36Liebe Daniela,
der gute Fontane! Ich erinnere mich noch sehr an sein Werk Effi Briest, das wir in der Schule lesen mussten. Unglaublich aber wahr: ich besitze es noch 🙂
Brandenburg an der Havel sagte mir bis jetzt als Österreicherin recht wenig, doch deinen Bildern nach zu urteilen, ist es eine wunderschöne Stadt! Ich liebe ja Tortürme und fotografiere die auch oft und gerne, egal wo ich bin. In dieser Stadt gäbe s auch für mich genug zu sehen, da bin ich mir nach deinem Bericht sicher!
Liebe Grüße
Elena
Anita Janesch
31. August 2019 10:32Hallo Daniela,
mir ist das Bundesland Brandenburg natürlich ein Begriff, von Brandenburg an der Havel habe ich leider noch nie was gehört. Scheint aber eine wirklich bezaubernde Stadt zu sein. Theodor Fontane ist mir natürlich auch vom Deutsch-Unterricht ein Begriff. Es ist interessant, mal ein wenig mehr über sein Leben und nicht nur von seinen Werken zu lesen. Danke für den interessanten Beitrag.
LG Anita